Horst Emse

geb. 1945

wohnhaft in Krefeld



Erst jahrelang Pfarrer,

dann Versicherungsfachmann,  

dann Engagement für den Klimaschutz - 

für mich an wenigstens einem wichtigen Punkt endlich die von mir so gesuchte Übereinstimmung von Theorie und Praxis

17 Jahre war ich als ev. Pfarrer in der Gemeindearbeit, der Pfarrerausbildung und der  kirchlichen Erwachsenenbildungsarbeit tätig. Ende 1990 wurde ich in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, weil ich die Differenz nicht mehr ausgehalten habe zwischen meinem Anspruch, mit meiner beruflichen Tätigkeit und kirchlichem Handeln insgesamt an der Verbesserung der Lebensverhältnisse in unserer Welt mitwirken zu können und dem, was tatsächlich von mir erwartet wurde.

 

Von 2003 bis Anfang 2012 bin ich in quasi Vollzeitbeschäftigung ehrenamtlich für die gemeinnützige Klimaschutzinitiative PRIMAKLIMA -weltweit- e.V., Düsseldorf, aktiv gewesen. Der Verein bemüht sich seit 1991, Privathaushalte, Unternehmen und Organisationen zu bewegen, für sich eine CO2-Bilanz zu erstellen, Wege zur Emissionsminderung einzuschlagen und den "Rest" der (noch) nicht vermeidbaren CO2-Emissionen auf biotischem Weg durch die Finanzierung von zusätzlichen Aufforstungen der Luft wieder zu entziehen und so unter dem Strich schon jetzt - netto betrachtet - klimaneutral zu leben. Solch konsequente Handlungsmöglichkeit fördern zu können bei zumindest einer der großen Herausforderungen unserer Zeit, das war genau das, wonach ich suchte. Dafür wollte ich mich ab nun einsetzen. Ich hörte zwar, wie schwer es sei, für derart ernst gemeintes Klimaschutzhandeln in unserer Gesellschaft Mitstreiter zu finden, aber ich dachte: Im Raum der Kirchen, aus dem ich komme, wird man sich bereitwillig öffnen. Denn wer in der Kirche würde sich vorwerfen lassen wollen, bei der Energienutzung nicht für die wahren Kosten einzustehen und stattdessen auf Kosten der potentiellen Opfer zu agieren, wenn es zweifellos anders ginge? Natürlich ist dieses "anders" mit einem finanziellen Aufwand verknüpft, der eine neue Prioritätensetzung bei der Finanzplanung erfordert. Und das muss man wollen. 

 

Leider musste ich in fast 10 Jahren Engagement für PRIMAKLIMA erneut erfahren, dass es insofern bei Kirchens nicht anders zugeht als sonst in unserer Gesellschaft: Es wurde zwar etliches Anerkennenswerte für den Klimaschutz getan, aber in letzter Konsequenz stand auch dort das eigene klimaneutrale Handeln auf der entscheidend von den Finanzen bestimmten Prioritätenskala längst nicht ganz oben. (Ich will nicht verschweigen, dass ich die folgende Information mit Freude aufgenommen habe: Die Synode der Evang. Kirche in Deutschland (EKD) hat im November 2014 in Dresden beschlossen: "Die Gliedkirchen sind zu bitten, ihre Anstrengungen zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen konsequent fortzusetzen und – gemessen am Basisjahr 2005 – bis zum Jahr 2020 eine Reduktion von insgesamt bis 40 % anzustreben." Sie hat außerdem, nach meiner Kenntnis erstmals, die Gliedkirchen und ihre Institutionen gebeten, "zur Kompensation unvermeidbarer CO2- Emissionen das Angebot der Klima-Kollekte, Kirchlicher Kompensationsfonds gGmbH zu nutzen". Schon gleich nach Beginn der Arbeit der Klima-Kollekte Anfang 2011 hatte ich mich um eine solche Empfehlung seitens der EKD an alle kirchlichen Gemeinden und Institutionen bemüht - vergeblich.)

 

PRIMAKLIMA hat zwar bis Ende 2013 die Anpflanzung von gut 13 Mio. Bäumen mit CO2-Kompensationsspenden  finanzieren können, aber die Hoffnung, dass die Beschreitung des Weges hin zu individueller Klimaneutralität von Vielen eingeschlagen wird, hat sich bei weitem nicht erfüllt. Ohne aber diesen Ausbreitungseffekt bewirken die Anstrengungen der (viel zu wenigen) Willigen aus dem PRIMAKLIMA-Kontext zwar etwas ökologisch höchst Sinnvolles, aber das überbordernde Treibhausgasproblem wird so nicht gelöst.
 

Deshalb bemühe ich mich seit 2012 eigenständig, mich mehr um die politischen Aspekte des Problems zu kümmern. Es muss gelingen, das öffentliche Bewusstsein dafür zu wecken, dass das Klimaproblem nur dann gelöst werden kann, wenn alle bereit sind, den Umstieg von der Nutzung fossiler auf ökologisch verträgliche erneuerbare Energiequellen so schnell wie möglich mitzumachen und mitzufinanzieren. Wir in den Ländern, in denen man schon längst auf höchstem technischen Niveau lebt und wirtschaftet, sollten vorangehen.
 

2012 habe ich, unterstützt durch 16 renommierte Persönlichkeiten aus der Wissenschaft und dem öffentlichen Leben als Erstunterzeichner, den Berliner Appell: Klimaneutral handeln! ins Netz gestellt. Die Idee war und ist, Unterzeichner zu gewinnen, die sich bereits auf den Weg hin zu klimaneutralem Handeln gemacht haben oder nun machen werden und die mit ihrer Unterschrift Andere ermuntern, ebenfalls mitzumachen.

 

Um noch mehr Aufmerksamkeit für mein Anliegen in der Öffentlichkeit und bei den Medien zu erlangen, habe ich dann im November letzten Jahres die an unsere Bundesumweltministerin gerichtete Petition zur Unterschrift ins Netz gestellt.

Mir geht es dabei weniger um einen Appell an Frau Dr. Hendricks als vielmehr darum, öffentliche Aufmerksamkeit für die äußerste Dringlichkeit des angesprochenen Themas zu erregen. Bisher hatte ich damit nicht so viel Erfolg. Aber vielleicht gelingt es ja im Zusammenspiel mit meiner Aktion "Strampeln für den Klimaschutz" und mit Unterstützung aller, die davon erfahren - also meiner körperlichen Anstrengung über 1.000 km bis zur Petitionsübergabe in Berlin, verbunden mit den Interview-Statements, die ich unterwegs von Umweltschutzorganisationen einsammele und den schon eingeholten Stellungnahmen der Bundestagsfraktionen zu meinem Anliegen.    

Ohrensessel oder

Drahtesel?

Mit 70 sollte man sich das wohl gut überlegen. 1.000 km in einer Tour auf einem Fahrrad - das ist kein Pappen-stiel. Manch einer würde wohl sofort den Ohrensessel wählen. Mir aber ist die Wahl für den Drahtesel leicht gefallen: Einmal, weil ich ein für mich höchst wichtiges Ziel erreichen möchte, zum anderen, weil ich unglaublich gern Rad fahre. Und auf dem Sattel meines Fahrrads sitze ich dazu auch noch - na ja, übertrieben ausgedrückt - wie auf einem Sessel. 

Falls Sie auf Ihrem Rad nicht gut sitzen, sollten Sie sich 'mal nach diesem Sattel umsehen.

Ich habe mit meinem Klapprad schon so manche schöne Reise unternommen, z.B. auf Teilstrecken den Rhein rauf und runter oder auf dem Ahrradweg von der Quelle in der Eifel bis Sinzig am Rhein, die Unstrut abwärts bis zur Mündung in Naumburg, auf dem Oderradweg von Görlitz bis Schwedt, um die Müritz herum, längs der Elbe von Lauenburg bis zur Nordsee, durchs Altmühltal ...

 

Sie merken, am liebsten fahre ich nicht nicht so viel bergauf. Die jetzige Tour wird mich allerdings vor Steigungen nicht bewahren, aber ich werd's schaffen - und mein Drahtesel  hoffentlich pannenfrei auch.